Pressetext „Within circles“
Unregelmäßige, zum Teil auch aufgelöste Kreise, schnell und unmittelbar nebeneinander und ineinander gesetzt, ihren konstruktiven Ursprung also hinter sich lassend, erscheinen spontan und flüchtig in einem losen Bildaufbau.
Genauso spontan und scheinbar willkürlich sind auch die Farbflächen gemalt, die keine Farbräume definieren, sondern die Kreise verdichten, dynamisieren.
Dieses Gespinst aus einzelnen Farbflächen und linearen Kreisformen bildet das abstrakte Gerüst, in dem sich figurative Fragmente ansiedeln. Wie zufällig fügen sie sich in den abstrakten Bildraum ein, schnelle, flüchtige Gesten, die an Graffiti oder Toilettengekritzel denken lassen. Expressiv gemalt, mit einer Pinselführung, die die Transformation von der Zeichnung zur Malerei offenlegt, können die figurativen Elemente schnell und leicht mit den linearen Kringeln, Kreisen, korrespondieren.
Da die abstrakte Malerei niemals Tiefe suggeriert, die Kreise sich nicht zu Kugeln formieren, die Körperfragmente in ihrer Linearität immer durchsichtig, durchlässig bleiben, gibt es keine Körper, die aufeinanderprallen, sich bedrängen, bedrohen – eine inszenierte Kampfszene lässt sich niemals heraufbeschwören. Vielmehr befinden sich beide Bildelemente – das Abstrakte, als auch das Figurative – in einem fragilen, sehr empfindlichen Gleichgewicht.
Das Fragmentarische, Ausschnitthafte, die vielen Leerstellen im Bildaufbau bieten einen offenen Handlungsspielraum, einen Spielraum, in dem sich das Figurative wie auch Abstrakte, hin zu einer Grenze bewegt, an der sich ihre Gegenüberstellung aufheben könnte.
Körperfragmente balancieren in einem abstrakten Konglomerat, in dem es ihnen leicht zufallen scheint, sich neu zu arrangieren.
Körperfragmente befinden sich im Umbruch, sie können sich neu orientieren, neu konzipieren, ihre Identität neu generieren.
Gabriele Fulterer & Christine Scherrer 2016